Stadtluft auf Usedom schnuppern: Sie genießen die Ruhe in Ihrer Haffresidenz Zirchow und möchten jetzt in die Stadt? Hier steht nur eine zur Verfügung – die geschichtsträchtige Stadt Usedom mit knapp 2.000 festen Einwohnern. Auch dort geht es beschaulich zu, Zeit für Besichtigungen und Einkäufe. In der Evangelischen Kirche St. Marien, die auch ein Baudenkmal ist, finden regelmäßig Gottesdienste statt. Die Stadt Usedom ist keine Metropole, hat aber einiges für Geschichtsinteressierte zu bieten.
Wie kam die Stadt zu ihrem Namen?
Die Entstehung der Stadt Usedom liegt in geschichtlicher Götterdämmerung. Im Jahr 1128 war Usedom eine der bedeutenden Städte im Herzogtum Pommern: Wartislaw I. (1100-1148) hatte den Ort erwählt, um auch seine Untertanen von Bischof Otto von Bamberg christlich taufen zu lassen. „O-so-dumm“-Legenden sind genauso falsch wie die Namensgebung „unser Dom“ nach der Gründung des Klosters Grobe durch Prämonstratensermönche in damaligem Sprachgebrauch „use Dom“. Die Mönche des Ordens, dessen Namen auf seinen Gründungsort Prémontré zurückzuführen ist, lebten in Grobe ohne Gelübde und nach dem Leitgedanken, dass der Mensch als Gottes Geschöpf vollkommen sei. Das einst wichtige Klostergebäude blieb leider nicht erhalten. Eventuell hat das slawische Wort „dom“ („Haus“) zur Namensgebung beigetragen. Die Bezeichnungen „Uznam“ oder „Uznoim“ benutzen die Wenden für „Mündung“. Keiner weiß es wirklich, wie es zur Namensgebung kam. Bis zur Gründung Swinemündes war Usedom tatsächlich die einzige Stadt und der wohlhabendste Ort. Mittlerweile, durch die Grenzverschiebung als Folge des zweiten Weltkriegs, ist sie wieder die einzige Stadt auf der Insel Usedom – einmal Stadtrecht, immer Stadtrecht.
Veranstaltungen in der Stadt Usedom
Am Samstag nach Himmelfahrt findet das sogenannte Lämmerfest statt, ein Handel- und Wandelmarkt rund um Schaf und Lamm. Das Lichterfest am Samstag vor dem Ersten Advent stimmt vor dem Anklamer Tor auf die Weihnachtszeit ein; der Weihnachtsmann kommt und das Fest endet mit einem Fackelumzug und einer Feuershow. Die Usedomer Traktoren und Schlepperfreunde e. V. veranstalten am zweiten Samstag im September ihr Dreschfest mit Vorführungen aus der Vergangenheit rund um die Ernte. Die Pommern-Triker e. V. treffen sich alle zwei Jahre am zweiten Augustwochenende zum internationalen Austausch und zu gemeinsamer Spazierfahrt. Viele Aktionen der Stadt Usedom werden mit Vertretern der polnischen Partnerstadt Wolin bereichert.
Bischof Otto von Bamberg, der Apostel von Pommern (1060-1139)
Die älteste Anlage der Stadt Usedom ist der Burgwall der Elbslawen (Wenden). Auf dessen Kuppe soll früher mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der Schlösser des Herzogs oder eine Kastellanei gestanden haben, eine „Bezirksverwaltung“ im Eigentum des Landesherrn, wo der Kastellan in dessen Namen Herrschaft, Heeresverwaltung und Gerichtsbarkeit ausübte. Die Burganlage soll durch unterirdische Gänge mit der Stadt und Umgebung verbunden gewesen sein. Bereits im Mittelalter lief nichts ohne eine mächtige Verwaltung, aber immerhin mit wenigen Formularen! In der Stadt Usedom fanden die historischen Taufen durch Otto von Bamberg statt, dem seit 1928 ein meterhohes Kreuz aus Granit auf dem Schlossberg gewidmet ist zur Erinnerung an die Bekehrung der Wenden. Wo einst die Slawenburg stand, kann man jetzt den Blick auf die Stadt genießen.
Ob alle Heiden mit der Bekehrung einverstanden waren, ist nicht überliefert. Die slawischen Fürsten, die sich nicht bekehren ließen, wurden für vogelfrei erklärt und mussten Haus und Hof verlassen. Bei diesen schlagenden Argumenten sagten die Fürsten wohl nicht nein. Auf jeden Fall war Schluss mit heidnischer Vielweiberei. Fürst Wartislaw I. selbst hatte zwei Gemahlinnen, Heila und Ida, und zwar nacheinander, wie es sich gehört!
Baudenkmäler der Stadt Usedom
In der Anklamer Straße finden Sie die ehemalige Gasanstalt und das Transformatorenhaus. Der historische Bahnhof aus der Gründerzeit ist in der Bäderstraße. In der Goethestraße stehen zwei Wohnhäuser auf der Denkmalliste. Durch das Lübische Stadtrecht, dass Pommernherzog Bogislaw IV. (vor 1278-1309) im Jahr 1298 Usedom verlieh, wurde der Ort wohlhabend durch Zollfreiheit und Marktrechte. Die reichen Usedomer leisteten sich eine Stadtmauer mit vier Toren, von denen nur das Anklamer Tor erhalten blieb. Weitere sehenswerte Gebäude sind in der Peenestraße, der Priesterstraße und in der Swinemünder Straße, wo sich auch bei Haus Nr. 23 ein eindrucksvolles Durchfahrtstor im Jugendstil befindet.
Es kann der Frömmste nicht in Wohlstand leben, wenn’s den reichen Nachbarn nicht gefällt
Der verheerende Stadtbrand von 1476 beendete den Wohlstand der Stadt Usedom, die konkurrierenden Orte Wolgast und Anklam verhinderten den Anschluss Usedoms an den Hansebund, sodass die Stadtbewohner sich mit Landwirtschaft und Fischerei zufriedengeben mussten.
Das Anklamer Tor
Wahrzeichen der Stadt ist das Anklamer Tor mit der Heimatstube, die von der Fischerei und Landwirtschaft aus vielen Jahrhunderten erzählt; viele Exponate aus alten Zeiten sind dort ausgestellt. Das sogenannte Trauzimmer im oberen Teil des Tores bietet ein tolles Panorama der schönen Stadt Usedom. In der Saison wird die Heimatstube personell betreut und ist eine Station der Stadtführung, die in den Monaten April bis Oktober immer dienstags und donnerstags ab 12.30 Uhr stattfindet; Treffpunkt ist das Anklamer Tor.
Der Marktplatz ohne Markt
Der Marktplatz ist das Herzstück der Stadt Usedom. Das Zentrum und das Rathaus wurden mit Hilfe der Städtebauförderung saniert. Dort stehen zahlreiche Wohnhäuser unter Denkmalschutz, darunter auch das Rathaus, ein Putzbau aus dem 18. Jahrhundert mit Krüppelwalmdach und das Pfarrhaus in Fachwerk. Märkte werden dort nicht abgehalten, weil die Konkurrenz im beliebten sogenannten „Polenmarkt“ in Swinemünde (Świnoujście) zu groß ist – besuchen Sie unsere polnischen Nachbarn und genießen Sie einen Markt, auf dem es nahezu alles zu kaufen gibt.
St.-Marien, Kirchliches Baudenkmal am Markt
Die St.-Marien-Kirche ist die einzige Pfarrkirche der Stadt Usedom. In der Saison ist das Evangelische Gotteshaus im Rahmen der „Offenen Kirchen“ zu besichtigen, sonntags gibt es regelmäßige Gottesdienste. Die spätgotische Hallenkirche aus Backsteinen wurde nach dem großen Stadtbrand von 1475 wiederhergestellt und Anfang der 1890-er Jahre von Ludwig Böttger renoviert, aus dieser Zeit stammt auch die Altarraumgestaltung. Das Altarfenster zeigt die Auferstehungsszene. Auf die Altarschranke von 1743 wurden die geschnitzten Wappen des Stifters von Massow und seiner Ehefrau, geb. von Alemann, angebracht. In der Kirche befinden sich die Grabplatten des pommerschen Herzogs Ratibor I. (unbekannt bis 1156) und seiner Gemahlin sowie eine Statue des Bischofs Otto von Bamberg, der 1189 heiliggesprochen wurde. Die überlebensgroße Otto-Statue aus Pappelholz ist ein Geschenk des Hobby-Bildhauers Günter Roßlau aus Gneventhin an die Kirchengemeinde.
Die Orgel wurde 1904 von dem bekannten Stettiner Orgelbauer Karl Barnim Grüneberg (1828-1907) gestaltet und 1969 von Orgelbaumeister Günter Bahr klanglich neu interpretiert. Die Glasmalereien wurden im Jahr 1893 im Königlichen Institut Berlin-Charlottenburg hergestellt. Im Kirchengeläut stammt die älteste Glocke von Peter Barner aus Greifswald (1639).
Baudenkmäler in den Ortsteilen der Stadt Usedom
Auch die Ortsteile haben einiges zu bieten: Fischerhäuser, Bauernhäuser, Scheunen, Wohnhäuser und Eingangstüren in Gellenthin, Paske, Welzin, Wilhelmshof, Zecherin und Gneventhin in der jeweiligen Dorfstraße der Ortsteile stehen auf der Liste der Baudenkmäler. In Karnin ist das Bahnhofsgebäude mit dem Zwerchgiebel aus Fachwerk und Krüppelwalmdach sehenswert, die stählernen Reste der Eisenbahnhubbrücke von 1932, die Bestandteil einer über 300 Meter langen Eisenbahnbrücke war, und der Lotsenturm von 1938, der heute ein winziges Hotel beherbergt. Im Ortsteil Mönchow sollten Sie sich die spätgotische Dorfkirche aus Ziegel- und Feldstein (15. Jahrhundert) und das eindrucksvolle Mausoleum der Familie Dannenfeldt von 1891 auf dem Friedhof nicht entgehen lassen.
Traktorenwelt Usedom
Seit Juni 2015 gibt es mittwochs bis sonntags zwischen 11 und 16 Uhr in der Stolper Straße einen Einblick in die Welt historischer Traktoren. Dort erwartet Sie auf 500 Quadratmetern hundert Jahre Traktorengeschichte. Unter dem angrenzenden Schleppdach gibt es eine interessante Auswahl historischer Erntetechnik. Für das große Außengelände sind Schaufelder für Getreidearten und Bodenfrüchte geplant, die das Wachstum der Pflanzen bis zur Ernte demonstrieren.
Sagenhaftes Usedom
Die Pferdemahrt
In der Stadt Usedom lebte einmal ein Mann, dessen treues Pferd plötzlich abmagerte. Der Besitzer suchte Hilfe bei seinem Nachbarn, der einen Ruf als Pferdeflüsterer hatte. Dieser nächtigte heimlich im Stall. Gen Mitternacht sah er eine Frauenfigur rittlings auf dem Pferd sitzen, die niemand anders als die Pferdemahrt war, ein weiblicher Kobold in menschlicher Gestalt, der Tieren schlimme Krankheiten anhexte. Der Nachbar holte den Bauern und beide Männer zwangen den Kobold abzusteigen sich nie wieder blicken zu lassen.
Die gierigen Mönche
Eine Sage, die nachdenklich stimmt: Von menschlicher Unersättlichkeit auch in Klostergefilden berichtet eine andere Geschichte. Als einmal große Hungersnot herrschte, schwammen zwei große Störe herbei. Die Mönche entschieden sich, nur einen Fisch zu fangen, und befahlen dem anderen, im Folgejahr zurückzukehren und einen Artgenossen mitzubringen. Viele Jahre hatten die Klosterbrüder ausreichend Fisch zu essen. Leider wurden die Mönche gierig und töten beide Fische gleichzeitig. Seit der Zeit soll nie wieder ein Stör nach Usedom geschwommen sein.
Der Kobold Marn Witt
Aus dem Ortsteil Mönchow wird berichtet, dass der Fährmeister und sein Knecht auf den Unhold Marn Witt hereingefallen sind, einen Kobold, der sonst in den Anklamer Wiesen die Torfstecher, Fischer und Bauern narrte. Die beiden Männer berichteten über gräuliches Gelächter, Händeklatschen und einen heftigen Stoß ans Boot. Vielleicht hat auch der Kobold einen Ausflug in die Stadt unternommen, wahrscheinlicher aber ist, dass die Fährleute auf Naturereignisse hereingefallen sind.
Zurück in der Haffresidenz Zirchow
Nach einem Tag voller Sehenswürdigkeiten und Legenden haben Sie sich etwas Entspannung verdient. In Ihrer Haffresidenz sind Sie sicher vor neckischen Kobolden, der Pferdemahrt oder gierigen Mönchen. Genießen Sie die Sauna und den schönen Ausblick von der Dachterrasse in Ihrem Feriendomizil. Hier sind Sie in guter Gesellschaft. Lassen Sie den Tag ausklingen mit einem leichten Weißwein, einem Hefeweizen oder einem fruchtigen Cocktail, mit oder ohne Alkohol.