Die Steinzeitjäger waren schon hier, es folgten die Goten (ostgermanisches Volk), Slawen, Dänen, Schweden und … jetzt fehlen nur noch Sie. In der neugebauten Haffresidenz Zirchow haben Sie jetzt die Chance, als einer der ersten Gäste die Seele baumeln zu lassen. In Zirchow und Umgebung können Sie auch auf sicheren Wegen Rad fahren und die Landschaft genießen. Auch Kulturangebote und die historischen Kaiserbäder sind in unmittelbarer Nähe. Die Gemeinde Zirchow wurde 1239 erstmals urkundlich erwähnt und liegt am Naturschutzgebiet Thurbruch, wo sowohl der Wildbüffel, slawisch „Thur“, germanisch „Auer“ als auch der sagenhafte Vogel Greif gelebt haben sollen. Heute sind Sie in guter Gesellschaft von knapp 600 freundlichen Einwohnern und Touristen.
Was ist der Unterschied zwischen Zirchow und Berlin? Sie ahnen es schon, es ist der funktionstüchtige Flughafen Heringsdorf, der zu einem kleinen Teil auf dem Territorium der Gemeinde Zirchow liegt. Das Flugangebot zwischen Mai und Oktober umfasst innerdeutsche Linienflüge, Charterflüge und Rundflüge zur Inselerkundung. Im Flughafengebäude zeigt die „Airport Miniaturwelt“ zahlreiche Miniaturmodelle auf über 200 Quadratmetern.
Nach blutigen Machtkämpfen im 12. Jahrhundert, bei denen die Dänen als Verlierer hervorgingen, einigten sich deutsche Adelige und slawische Fürsten und ließen Westfalen, Ostfriesen, Sachsen, Mecklenburger und auch Holländer auf die Insel Usedom einwandern. Der neue Adel kaufte oder gründete bäuerliche Siedlungen: Im Thurbruch erhielt im 13. Jahrhundert jede Siedlerfamilie zwischen 20 und 40 Hektar Land, größtenteils undurchdringliches Dickicht. Während der mühsamen Kultivierung des widerspenstigen Geländes wurden Feldsteine gesammelt, die zum Bau der Kirche in Zirchow benutzt wurden.
In dem Ort Circhowe (Kirchdorf), heute Zirchow, entstand um 1280 die älteste Kirche auf der Insel Usedom mit den Feldsteinen aus dem Thurbruch. Der Name der Kirche, St. Jakobus, leitet sich von dem Schutzheiligen der Pilger ab, von hier wurde wahrscheinlich auf Usedom missioniert. Das Kirchenschiff mit der meterdicken Wand enthält Überreste mittelalterlicher Wandmalereien. Das Gebäude diente nicht nur der geistlichen Stärkung, sondern schützte die Siedler vor räuberischen Angriffen durch eine Barrikadenvorrichtung aus stabilen Balken. Der Turm wurde im 15. Jahrhundert ergänzt und nach einem Blitzschlag mit einer barocken Spitze versehen. Die Inneneinrichtung der Kirche stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das Altargemälde zeigt den leidenden Jesus; die Altarschranke und die Glocken (Gebr. Schwenn, Stettin) stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Orgel wurde von dem Stettiner Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Kaltschmidt (1812-1896) im Jahr 1867 eingebaut.
Die Kirche in Zirchow wurde mehrfach zum Motiv des berühmten deutsch-amerikanischen Malers Lyonel Feininger (1871-1956), der sie in sieben Bildern verewigte. Das Gemälde „Zirchow V“ befindet sich im Besitz des New Yorker Brooklyn Museums.
Wenn Sie während Ihrer Ferien in der Haffresidenz der Kirche einen Besuch abstatten möchten: In St. Jakobus finden sonntags regelmäßig Evangelische Gottesdienste statt. Im Rahmen der „Offenen Kirche“ ist das Gotteshaus von Juni bis September montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr zu besichtigen.
Schöne Moorlandschaften üben einen speziellen Reiz aus und inspirierten Maler und Schriftsteller wie Annette von Droste-Hülshoff und Paula Modersohn Becker zu ihren Werken. Den Thurbruch verewigte der bekannte Landschaftsmaler Hermann Hartmann-Drewitz (1879-1966). Hartmann-Drewitz lebte in den Jahren 1926-1939 und zum Ende des Krieges in Heringsdorf. Intakte Niedermoore sind ein Wasserspeicher in der Natur und geben das Wasser wie ein Schwamm ab. Seit 1774 ist der Thurbruch größtenteils ein kultiviertes Moorgrünland, wie prachtvolle Butterblumen- und Pfeifengraswiesen sowie Brennnessel, Lorbeerweide, Kreuzdorn, Sumpfporst, Kiefer, Moorbirke, Riesenfarn und Brombeersträucher beweisen. Nur widerstandsfähige moortypische Pflanzen wie bestimmte Moosarten, Gräser und Blasenbinse können sich mit den Lebensbedingungen einer Kulturlandschaft arrangieren.
Vorsicht bei Großprojekten: Zum Glück für den Naturschutz wurde die Entwässerung des Thurbruchs im 18. Jahrhundert von Pleiten, Pech und Pannen und Franz Balthasar Schönberg von Brenckenhoff (1723-1780) begleitet. Der Wirkliche Geheime Finanz-, Krieges- und Domänenrat unter König Friedrich dem Großen initiierte die Thurbruchentwässerung zwischen 1772 und 1774 um mehr Land für Siedler zu schaffen. Durch mangelnde Pflege des Systems durch die Bevölkerung nach dem Abzug des königlichen Technikers blieb uns das Niedermoor bis heute erhalten – trotz des funktionstüchtigen „Sack“-Kanals, der im 19. Jahrhundert auf Befehl des Oberpräsidenten der Provinz Pommern, Johann August Sack, vom Gothensee bis zur Ostsee ausgehoben wurde.
Ziele der Entwässerung waren diesmal die Gewinnung von Weideland und der leichtere Abbau von Moor als Brennstoff. Zwischen 1860 und 1890 wurde sogar der große Gothensee zunächst ausgetrocknet, die teuren Pumpwerke rentierten sich jedoch nicht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden drei windgetriebene Schöpfwerke zur Entwässerung eingesetzt, die schließlich 1968 durch elektrische Pumpen ersetzt wurden. Erhalten blieb das Windschöpfwerk Kachlin, heute ein sehenswertes Technisches Denkmal.
Der Thur als Stammvater aller Haustierrassen besiedelte einst Europa und große Teile Asiens und wurde durch die Ausbreitung des Homo Sapiens auf Usedom in den damals undurchdringlichen Thurwald zurückgedrängt. Dort galt der Büffel mit einer Widerristhöhe von knapp vier Metern als königliches Wild und durfte später nur noch vom Hochadel gejagt werden. Herzog Wartislaw erlegte im Jahr 1360 den letzten seiner Art auf deutschem Boden; in Litauen wurden noch im 18. Jahrhundert einige Exemplare der urzeitlichen Kolosse gesichtet. Während die Existenz des Urs durch zahlreiche Skelettreste belegt wurde, ist der Vogel Greif höchstwahrscheinlich eine Legende.
Der riesenhafte Vogel Greif soll einst auch im wilden Thurbruch sein Nest gebaut haben. Der Vogel mit vier Beinen und riesigen Flügen galt als Kindesentführer und Schutzsymbol zugleich. Noch heute ziert das vieldeutige Wesen das Wappen Vorpommerns. Auch die Stadt Greifswald reklamiert das Fabelwesen im Stadtwappen für sich, im alten Ortsteil Schuhhagen soll ein Greifennest gestanden haben. War es vielleicht doch ein mächtiger Seeadler oder Steinadler? Oder ein Fabelwesen, eine Sagengestalt aus der Antike und dem Mittelalter? Greifen stehen wahlweise für die Kraft des Löwen oder des Adlers, für Durchsetzungsvermögen, Mut, Wachsamkeit und Klarheit. Auf deutschem Gebiet sollen die Vögel einen großen Appetit auf Kinder gehabt haben, wie auch die Sage aus dem Thurbruch belegt. Vielleicht haben sich unsere Vorfahren das tragische Verschwinden von Kindern auf diese Weise erklärt. Der in Nordeuropa und -asien heimische mächtige Seeadler besitzt nur zwei Beine, Kinder stehen nicht auf seinem Speiseplan.
Einem Kuhhirten wurde sein kleines Söhnchen entführt. Der Hirte ahnte, dass der Vogel Greif das Büblein zu seinem Horst brachte, um es an die Jungvögel zu verfüttern. Dem Hirten gelang es, das Kind aus dem Nest zu retten, als der Vogel erneut auf Beutezug ging. Um die Jungvögel unschädlich zu machen, zündete der Hirte das Waldstück an. Aus diesem Grund entdeckten die Torfstecher früherer Zeiten immer wieder verbrannte Waldreste. Wahrscheinlich erzählte der Kuhhirte diese wilde Geschichte, um sein Zündeln zu erklären. Vielleicht erklärt diese Legende auch das Aussterben